Freitag, 9. Mai 2008

Es wächst und blüht

So einen Garten völlig neu anzulegen ist schon ein Abenteuer.
Zunächst muss man sagen, dass wir gar nicht wussten, wie groß der Garten ist und wo genau sich der Zugang dazu befindet. Unser Kanarenhaus stand schließlich mindestens zehn Jahre leer und derweil hatten Gesträuch und Gestrüpp die absolute Herrschaft übernommen, man sah nichts! Da das Haus am Hang gebaut ist, liegt der Garten auf der nächsten „Etage“ unter uns, aber wie tief genau war das? Anfängliche Überlegungen, einfach mal ins Gestrüpp hinabzuspringen und nachzuschauen, haben wir –zum Glück – nie realisiert, es wäre uns schlecht bekommen, denn es geht locker drei Meter hinab, bis man den Boden erreicht. Also suchten wir nach einem Zugang, es musste ja irgendwo einen geben.
Und wie weiland Howard Carter bei der Entdeckung des Grabes von Tutenchamun rief eines Tages jemand von hinterm Haus: „Ich habe eine Treppenstufe gefunden!“ Also wurde Stück für Stück das Gestrüpp geschnitten und tatsächlich führte eine Treppe hinab, aber am Fuß derselben herhob sich ein neues Hindernis, fast unüberwindlich, wie es schien: ein gigantischer Kaktus mit dicken, verholzten Strünken versperrte den weiteren Weg. Aber was kann schon entschlossene Männerhände stoppen? Ein Weg wurde freigeschlagen bis man schließlich auf den eigentlichen Garten stieß, der freilich nur ein zugestrüpptes Stück Terrasse war. Hier hieß es nun: Totalrodung!

Nachdem (fast) kein Hälmchen mehr stand ergab sich das nächste Problem: der Boden war abschüssig. „Meine Kunden rollen ohne Halt auf die nächste Etage tiefer!“ rief ich, da musste etwas geschehen. Ich packte einen Stock und zeichnete eine sich schwingende Linie entlang der Begrenzungen und Mauern, größere Mulden einplanend als Sitzecken für Kleingruppengespräche. Unser Helferlein, ein sehr fleißiger Nachbarsjunge, stach den Boden entlang der Linie ab und planierte so die Fläche, der Rest wurde Blumenbeet. Dann wurde das ganze fachmännisch, sprich original-palmerisch mit Trockenmäuerchen abgegrenzt und war fertig zum Bepflanzen.

Eine ganze Wagenladung voller großer und kleiner Pflanzen wurde gebracht und der Lieferant stöhnte vor Verzweiflung: den schwer beladenen Klein-LKW bekam er an unserer Steigung kaum zum Halten. Eine große Palme und ein mächtiger Drago waren und sind mein ganzer Stolz. Strelietzien mussten natürlich dabei sein und Aloe und eine große Agave war auch dabei. Alles war schnell eingepflanzt und nun galt es, den Rasen einzusäen. Die Sitzbereiche waren mit Lava-Granchon ausgefüllt, einer Art groben Sand, der aus kleinen Lava-Basaltsteinchen besteht. Rasenssamen hatten wir aus Deutschland mitgenommen. In weiser Voraussicht: wir Schäfchen! Deutscher rasen in palmerischem Klima, das kommt leider gar nicht gut. Zunächst breitet sich ein grüner Flaum aus, wie schön war das! Aber dann, nach dem ersten Calima-Ausbruch bekam der Rasen zusehends Löcher, gelbe Flächen und sieht nun aus wie ein gescheckter Gaul: schrecklich! Das muss sich ändern!
Wir befragten Pflanzen-Klaus, einen deutschen Rentner, der auf dem Flohmarkt in Los Llanos selbstgezogene Pflanzen verkauft und er wusste (natürlich) die Lösung: Elefantengras: “Das einzige, was hier geht, mein Schatz!“ versicherte er mir. Von einer kleinen Plaza in Los Llanos, wo dieser Bodendecker als dicker Teppich wächst, nahmen wir schon mal ein paar Schösslinge mit und nun beobachten wir täglich, ob und wie es wächst. Am Wochenende holen wir von Klaus noch hundert weitere Stecklinge.

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