Samstag, 10. Mai 2008

Abtauchen im Faro

Die äußerste Südspitze la Palmas lohnt in jedem Fall einen Besuch: nicht nur wegen des umwerfenden Ausblicks auf das tosende Meer, wie es an die steilen schwarzen Klippen kracht, nicht nur, weil die Fahrt dorthin über eine der schönsten Küstenstrassen der Insel führt, durch Weinfelder, alte begrünte Lavalandschaften und ganz plötzlich – durch schwarze bizarre Schlackeberge, bis schließlich die Strasse abzweigt hinunter zum Faro, dem alten Leuchtturm und den berühmten Salinen von la Palma.

Mittlerweile hat er alte Leuchtturm einen modernen großen Bruder bekommen, der dem Alten jetzt die Arbeit abgenommen hat und seinen Korpus klassisch rot weiß in den blauen Himmel reckt. Daneben aber steht der alte, beinahe trutzig wirkende alte Leuchtturm, in schwarzem Lavastein erbaut und von einem Gebäude umgeben, dass heute eines der schönsten und neuesten Informationszentren der Insel beherbergt: das Centro de Informacion de la Reserva marina: Es geht um die Unterwasserwelt.

Der Besucher tritt in einen Gang mit hohen Schautafeln, die ihre Aussagekraft aber weniger aus vielen Worten beziehen, die Macher dieser kleinen Schau vertrauen vielmehr auf die Wirkung des Bildes. Zurecht: nur die wenigen mehrsprachigen Sinnsprüche regen den Besucher zum genauen Hinschauen und Nachdenken an. Nach einigen Schritten verdunkelt und verengt sich der Gang. Rechts und links ragt buckliges Gestein aus der Wand. Durch einen engen Durchgang betritt der Besucher plötzlich einen schummrig beleuchteten Raum. Aber bereits nach dem ersten Schritt zögert er, denn es scheint, als ob sich unter ihm der Boden abgesenkt hat , nur mühsam erkennt er, dass dort Schrottteile auf steinigem Untergrund liegen und der Betrachter fragt sich irritiert: wo bin ich hier?

Ein Blick in die Runde zeigt, es ist eine Unterwasserwelt, die hier entstanden ist: der Boden. belegt mit Plexiglas zeigt den Grund des Meeres, wie man ihn um La Palma herum sehen könnte, wäre man ein Taucher. Und die Wände sind wie ein Riff gestaltet, an dem Fische , Muränen und Wasserschildkröten zu schwimmen scheinen. Und mitten im Raum, riesig und etwas irritierend schwebt ein Delphin, gefangen- in einem Netz. Der Blick geht an die Decke und dort setzt sich die Unterwasserscheinwelt fort, den dort schwebt der Schatten eines Bootes, das das Netz ausgeworfen hat, in dem sich nun ein Delphin gefangen hat. Was will uns das Bild sagen? Ein Kurzfilm, der an der Stirnwand des Raumes abgespielt wird, löst das Rätsel: es geht um den Schutz der Unterwasserwelt und insbesondere der Delphine vor den Folgen falschen Fischfangs. Und auch der Hauptfilm, der folgt, zeigt uns, was wir durch überfischen verlieren könnten: die überwältigende Schönheit der Unterwasserwelt um La Palma. Die Vielfalt dieser Unterwasserwelt vor den Küsten La Palmas ist erstaunlich. Nicht nur die filigrane Zartheit der Quallen, die mit ihren Tentakeln vielfarbig das tiefe Blau durchpflügen, auch die beinahe meditative Behäbigkeit der Wasserschildkröten und vor allem das majestätische Gleiten des Riesenrochens entlocken den Besuchern vielfache „Aahs uns oohs“.

Trotz des Staunens empfiehlt es sich, in diesem Raum einen Moment der Stille zu genießen, den Blick schweifen zu lassen, sich von der Atmosphäre dieser nachempfundenen Unterwasserwelt ganz gefangen nehmen zu lassen: Es ist ein schöne, eine äußerst fragile Welt, bedroht, wie so vieles, von Menschenhand und kann doch nur durch sie erhalten und gerettet werden. Der Besucher spürt: diese Art Informationszentrum macht Sinn.

Tritt man dann wieder hinaus in die blendende Sonne und lässt den scharfen Atlantikwind die Haare durchpusten, ist man einen Moment fast wie blind und doch ganz erfüllt und tief berührt. Wie schön, das dieser Ausflug in die Unterwasserwelt ganz umsonst zu haben ist.

Dieser Text erscheint im Sommer in der neuen Inselbroschüre "La Palma para ti" mit Infos für Besucher und Residenten der Insel. Von hier aus wünsche ich der Macherin des Blattes alles Gute und viel Erfolg!

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