Mittwoch, 18. Februar 2009

Gott sei dank - ich darf beraten!

So oder so ähnlich seufzten erleichtert jetzt meine Teilnehmer an unserem Coaching-Vertiefungsseminar. Denn was sie gelernt haben - bei mir - wohlgmerkt, ist: dass man im Coaching keine Ratschläge gibt. Und nun das: Frau Fritzsche zeigt in einer Beratungs(lern)situation, man kann doch, nein, man muss sogar, wenn es die Vernunft - und die Lage erfordert. Klingt jetzt etwas verwirrend. Warum also vermittle ich meinen Teilnehmern zunächst: keine Ratschläge, nicht zu viele Lösungsvorschläge!? Nun, viele meiner Teilnehmer kommen aus dem klassischen Beratungsumfeld und sind es gewohnt qua ihrer fachlichen Kompetenzen gleich ans Ratschlagen zu gehen, sobald sie bei ihrem Kunden die Möglichkeit dazu sehen, und ist es nicht auch das, was der Kunde will, weswegen er gekommen ist? Ja klar! Aber merkwürdig ist, dass dann die Ratschläge oft gar nicht funktionieren, der Kunde sie ja nicht annimmt, sie nicht umsetzt, was übrigens bei vielen Beratern einen deftigen Frust auslöst: wozu zum Teufel, haben sie dem Kunden gesagt, was er tun soll und der macht es nicht - unverständlich. Hier lächelt der Coach und sagt: kein Wunder! Wessen Lösung ist denn das? Eure Lösung, liebe Berater oder die Eures Kunden? Und dann wundert Ihr euch? Der hört euch zwar zu, ja er will ja auch Lösungsvorschläge haben, aber es klappt so nicht. Hier also heißt es umlernen und das bedeutet: weg von den Ratschlägen, weg von den Lösungsvorschlägen und erst mal gründlich zuhören, hinhören, genau analysieren und dann schauen, was der Kunde selbst schon für Lösungen weiss. Aber, manchmal muss man eben auch mal klare Aussagen treffen. Als ultima ratio, sozusagen. Wie in dem Fall des mittelständischen, ehemaligen Handwerksunternehmens, in dem, was durch die Rekonstruktion sehr gut deutlich wurde, keinerlei Führung praktiziert wird. Zwei Chefs, die sich toll als solche präsentieren, Mitarbeiter, die nicht tun, was sie sollen (warum bloss?) und einen in der Not dazu geholten Meister, der es jetzt richten soll. Aber weiterhin: keinerlei Führung erkennbar. Hier muss auch ein Coach mal klare Kante sprechen: ohne Führung geht es nicht. Ja. Das darf er, das muss er sogar. Und das schönste ist: ein berühmter Kollege hat es jetzt auch nochmal klar formuliert: wer sich nur per systemischen Fragetechniken zur Lösung durchcoacht eiert sich oft furchtbar einen dranlängs. Das ist nicht nur langwierig. Das ist auch ärgerlich - besonders für den Kunden. Dann lieber klare Message: so geht es nicht. Nur muss man dann auch wissen, wie es denn gehen könnte und muss - auch als Coach seine Klienten dann auf dem Weg begleiten. Und schon ist man Trainer. Na so was.

Siehe auch die nächste Rzension der ManagerSeminare, Ausgabe Februar 09.

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