Mittwoch, 4. Juni 2008

Metarezension I: vom Nutzen der Langeweile

Als Johannes Thoenessen von mwonline.de in einem seiner formidablen Newsletter gelesen habe, dass er beim Renzensieren seiner Zeitschriften Hilfe braucht, war ich gleich Feuer und Flamme. Als verhinderte Journalistin (das wollte ich mal werden, hat aber nicht sollen sein), habe ich immer mal im Journalistischen ein wenig herum-banaust, habe für diverse frühere Arbeitgeber Pressearbeit gemacht, Pressemitteilungen verfasst und was sonst noch so zu formulieren (oder fabulieren) war. Mir hat es Spass gemacht und nun scheint es, dass es ein weiteres, kleines Standbein meiner palmerischen Neuexistenz wird. Also schreibe ich nun die Rezensionen der Zeitschrift ManagerSeminare für mw-online. Und nun – Metarezensionen? Nun ja, es gibt da das ein oder andere Thema, das mich gedanklich etwas mehr umtreibt und dass ich auf diese Weise, sozusagen auf der Metaebene zur Diskussion stellen möchte. Heißt: liebe Leser dieses Blogs, wenn Sie hier nun etwas finden, zu dem Sie auch beitragen mögen, nur zu! Kommentare erwünscht! Nun also mein erstes Metathema:


Fritz B. Simon und der Nutzen der Langeweile

Also mir hat der Vorschlag von Fritz B. Simon gut gefallen: Ja natürlich würde es Sinn machen, die Langeweile in den Unternehmen als Quell von Inspiration zu nutzen, finden Sie nicht auch? Aber aus der Nähe betrachtet, wird das Problem schon etwas schwieriger. Erstens: welcher Mitarbeiter zeigt schon offen oder gibt zu, dass er sich langweilt an seinem Arbeitsplatz. Wenn er das täte, was würde geschehen? Man würde ihn vermutlich für einen Faulenzer halten, denn andere haben natürlich randvoll zu tun, stehen unter Stress und machen Überstunden und dieser da, der, der sich langweilt: wie kommt es überhaupt soweit, dass er sich langweilt? Nein der sich Langweilende würde ja nur dem eigene Image schaden, wenn er sich dahingehend im Unternehmen outet, selbst wenn er nicht alleine damit ist. Zumal es zum Image des Erfolgreichen und Tüchtigen gehört, dass er sich selbstverständlich niemals langweilt, denn er findet immer neue Aufgaben, auch wenn er das Übliche bereits abgearbeitet hat. Und was ist zweitens , wenn sich mehrere genauso langweilen und es bereits gemerkt haben, dass es andere Langeweile-Erleidende gibt? Spricht man darüber? Wohl eher hinter vorgehaltener Hand. Und die Vorgesetzten? Wie sehen die das eigentlich? Mal ehrlich, wenn Sie Teamleiter sind und würden herauskriegen, dass sich ein Teil ihrer Leute langweilt und zwar so offensichtlich, dass es auch Sie merken können, was würden Sie da tun? Was sagt das über Ihren Bereich aus? Wie bitte sieht das die nächst höhere Ebene? Haben sie etwa mehr Leute im Team als Sie brauchen, um die Arbeit zu tun? Was wäre denn die Konsequenz einer solchen Analyse? Vermutlich würde man Leute aus Ihrem Bereich abziehen und Sie erlitten einen nicht unerheblichen Imageverlust. Also was würden Sie tun? Vermutlich Arbeitsaufträge generieren oder die ganze Sache ignorieren? Wie lange geht das noch gut? Gute Leute, die sich langweilen, bleiben die im Unternehmen oder suchen sie sich was Anderes, Aufregenderes? Und was wäre denn, wenn das dem Unternehmen insgesamt zu Bewusstsein stiege, dass man sich hie und da langweile? Was wäre die Folge? Wahrscheinlich würde man schauen, ob man Personal reduzieren oder umverteilen kann. Kosten spart man ja immer gerne. Welches Unernehmen hätte denn bitte den Mut, die sich im eigenen Hause breit machende Langeweile auch noch offen zuzugeben? Meine Antwort: ein schlaues vermutlich, ein vorausschauendes, eines dass sich im Sinne Simons darüber klar wird, welche Ressourcen da sehenden Auges verschwendet werden. Natürlich kann man das, clever verpackt, gut kommuniziert als neues Element der Unternehmenskultur einführen: produktive Langeweile, also doch: nichts tun immer donnerstags von zwei bis vier?

Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus? Kennen Sie das Phänomen der Langeweile schon? Wie geht man damit um? Wie sehen Sie das? Alles nur Quatsch oder doch eine gar nicht so schlechte Idee von Herrn Simon?

Keine Kommentare: